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Das neue Tool von Facebook: was steckt hinter „Pylon“?

Nina Kill M. Sc.

Veröffentlicht am 21.05.2015 von Nina Kill M. Sc.

Wer Facebook viel und gerne nutzt, sollte sich über eines bewusst sein: was er kostenlos nutzt, lässt sich Marc Zuckerberg von werbetreibenden Unternehmen bezahlen. Die Einblendungen von Werbeanzeigen, die zu zuvor auf anderen Plattformen angeschauten Produkten passen, kennt jeder. Nun hat sich Facebook etwas Neues einfallen lassen: zusammen mit dem Big-Data Unternehmen Data Sift startet es ein neues Tool zur Zielgruppenanalyse: „Pylon“.

Mit diesem Tool erfolgt eine Auswertung (Topic Data genannt) der Meinungen, Kommentare, (Dis-) Likes und Empfehlungen, die Facebook-Nutzer hinterlassen. Dank der Erkenntnisse aus diesen Topic Data können werbetreibende Unternehmen besser analysieren, was ihre Konsumenten aktuell bewegt und Marketing- und Vertriebsmaßnahmen darauf ausrichten. Sieht ein Einzelhandelsunternehmen z.B. über welche Produkte seine Zielgruppe sich austauscht, könnte es die entsprechende Ware in seinen Filialen bereithalten.

Facebook sichert zu, dass die Daten der Nutzer anonymisiert erfolgt und natürlich die Privateinstellungen der Nutzer respektiert werden. Wie schwierig eine tatsächliche Rückverfolgung von Meinungen zu den Einzelpersonen (sprich eine De-Anonymisierung) angesichts moderner Rechnerkapazitäten tatsächlich ist und wie anonym die Daten in den amerikanischen Rechenzentren verarbeitet werden, kann nicht beurteilt werden. Aus den im Internet abgebildeten Mustern von Topic Data ist zumindest ersichtlich, dass diese auch demographische Daten enthalten. Eine 100% Anonymisierung erfolgt also nicht. Insofern bleibt es dem einzelnen Nutzer selbst überlassen, ob er seine Meinungen zu Produkten und Unternehmen in Facebook kundtut oder nicht.

Die Idee des Web-Monitoring – des zielgerichteten Beobachtens, Analysierens und Aufbereitens von Nennungen zu Unternehmen, Produkten oder Personen im Internet ist nicht neu, ebenso wenig wie die logische Konsequenz daraus – das Online Reputation Management. Beide Bereiche haben sich im Marketingmix großer Werbetreibender Unternehmen als fester Bestandteil etabliert und werden von entsprechend spezialisierten Werbeagenturen übernommen. Ob „Pylon“ als automatisiertes Verfahren demgegenüber eine entscheidende, technische Weiterentwicklung bietet, bleibt abzuwarten. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Tool nur in den USA und Großbritannien auf dem Markt.